Smarte Ideen zur Klimaanpassung
in Bochum
Tag für Tag sieht man die Veränderungen in den Straßen von Bochum. Modellprojekte und digitale Lösungen machen unsere Stadt jeden Tag ein wenig grüner, bunter und lebendiger.
Foto: © Stadt Bochum
Modernste Sensorik für Bochums Gewässer Echtzeitmessung der wichtigsten Werte
Fische und andere Lebewesen reagieren sehr empfindlich auf eine zu niedrige Sauerstoffkonzentration in ihrem Lebensraum. Bisher wurde die Wasserqualität in den Bochumer Gewässern manuell kontrolliert.

Nun sind 17 ausgewählte Regenrückhaltebecken und Teiche mit modernster Sensorik ausgestattet, die verschiedene Parameter in Echtzeit übermittelt. Die von einem Bochumer Start-up entwickelte Technik liefert Daten zu Wasserstand, Wassertemperatur, Sauerstoffgehalt, pH-Gehalt und vielem mehr, um eine genaue und unmittelbare Einschätzung der Wasserbeschaffenheit zu liefern. Sie gibt rechtzeitig Alarm, damit das Wasser durch mobile Belüftungsanlagen wieder mit Sauerstoff angereichert werden kann.
Foto: © Stadt Bochum
Mulden-Rigolen Ein innovativer Ansatz im Straßenbau
Die neu entstandenen Wasserspeicher mitten auf der Hattinger Straße gehören zu einem unterirdischen Rigolensystem, in dem das Regenwasser, genau wie in einem Schwamm, gesammelt und gespeichert werden soll. Denn normalerweise fließt das Regenwasser von den Dächern und der Fahrbahn unnötiger­weise direkt in die Kanalisation.

Durch die leichte Abschrägung der Fahrbahn fließt das Regen­­wasser nun zunächst in die grünen Mulden und dient der Verdunstung und der Kühlung des Stadtklimas. Hier filtert die Bepflanzung eventuelle Schadstoffe schon heraus, sodass sauberes Regenwasser langsam in das unterirdische Speichersystem versickern kann.

Bei zukünftigen Bauvorhaben in Bochums Straßenverkehr soll nun immer geprüft werden, ob Maßnahmen des Schwammstadtprinzips integriert werden können.
Pocket Park Am Eschenbruch, Foto: © Stadt Bochum
Pocket Parks Naturinseln im Miniformat
„Pocket Parks“ sind so klein, dass man sie normalerweise nicht als „Park“ bezeichnen würde. Und doch bilden sie winzige Naturinseln inmitten der Großstadt. In Bochum sollen zukünftig einige der Brachflächen, Baulücken und entsiegelten Flächen mit heimischen Pflanzen und Aufenthaltsmöbeln für die Bewohner ausgestattet werden.

Bis Ende 2026 sollen sechs Miniparks in verschiedenen Stadtgebieten entstehen. Ein erster Park wurde bereits 2021 an der Riemker Straße in Hofstede eröffnet, vier weitere seitdem realisiert. Die kleinen Parks sollen Grün in diejenigen Wohn- viertel bringen, die sich nicht in der Nähe der größeren Park­anlagen befinden.
Foto: © Stadt Bochum
Bodensensorik
Wann haben Bäume Durst?
Normalerweise werden die jungen Stadtbäume in Bochum rund drei Jahre lang bewässert – bis ihre Wurzeln tief genug ins Erdreich vorgedrungen sind, um ihren Wasser- und Nährstoffbedarf zu decken. Die anhaltende Trockenheit der vergangenen Jahre hat allerdings dazu geführt, dass einige Bäume außerordentlich bewässert werden müssen.

Um zu bestimmen, in welchem Rhythmus das notwendig ist, hat die Stadt Bochum 24 Bodenfeuchte-Sensoren an verschiedenen Baumtypen an der Universitätsstraße und im Westpark angebracht. Nun kann entsprechend der Bedürfnisse genau dosiert bewässert werden. Perspektivisch werden diese Daten in ein umfassendes städtisches Klima-Monitoring integriert.

„Du Blume
im Revier.“

Herbert Grönemeyer
Textzeile aus dem „Bochum“-Song von Herbert Grönemeyer von 1984, als das Stadtbild Bochums noch sehr industriell geprägt war. „Blume im Revier“ war vor 40 Jahren eher metaphorisch gemeint für die Lebhaftigkeit und kulturelle Vielfalt der Stadt und sollte zeigen, dass Bochum für Grönemeyer die schönste unter den Städten des Ruhrgebietes ist.
Foto: © Simone Emmerich
Wildblumenmischung
Bochum blüht und summt
Das Umwelt- und Grünflächenamt der Stadt Bochum setzt sich dafür ein, auf innerstädtischen Flächen die Vielfalt an Blütenpflanzen und Blühwiesen zu erhöhen, um dem alarmierenden Rückgang der Insektenpopulation entgegenzuwirken. Unter dem Leitgedanken „Bochum blüht und summt“ hat das Umwelt- und Grünflächenamt im Jahr 2019 ein wegweisendes Wildblumenprogramm ins Leben gerufen. Dabei werden passende städtische Flächen in blühende Oasen umgewandelt, die nicht nur die Natur bereichern, sondern auch das Stadtbild optisch enorm aufwerten.

Tischleindeckdich für Insekten

Doch nicht nur die Stadt Bochum kann auf den eigenen städtischen Flächen einen Beitrag leisten, sondern auch Bochumer Bürgerinnen und Bürger können helfen, dass zahlreiche blühende Inseln geschaffen werden, um einerseits Insekten wieder mehr Lebensraum und Nahrung zu bieten, andererseits aber auch für die Menschen die Stadt bunter und lebenswerter zu machen. Denn schon ein bepflanzter Kübel mit heimischen insektenfreundlichen Pflanzen auf dem Balkon oder der Terrasse, ein Blumenkasten vor dem Fenster oder ein paar Quadratmeter des eigenen Gartens mit Blütenpflanzen helfen den Insekten. Kostenlose Samentütchen erhalten Sie am Beginn jedes Frühjahres in den Bürgerbüros.
Speichervolumen unterirdischer Baumrigolen
Fotos: © ZI Klima.Werk
Urban Green
Freizeitanlage
„Am Hausacker“
Der Stadtteil Riemke im Norden Bochums an der Grenze zu Herne ist geprägt von genossenschaftlichen Mehrfamilienhäusern und der vierspurigen Herner Straße, rund um einen Marktplatz befinden sich ein paar Geschäfte. Bisher fehlte es an einem angemessenen Quartierszentrum für Nahversorgung und Nachbarschaftsidentität sowie an qualitativ hochwertigen Freiflächen.

Um diese Probleme anzugehen, entschied die Stadt Bochum, den veralteten Sportplatz „Am Hausacker“ in einen multifunktionalen, grünen Treffpunkt für Bewegung und Begegnung für alle Generationen umzuwandeln.

Das Referat für Sport und Bewegung übernahm die Verantwor­tung für die Gestaltung der Grünfläche und ein Landschaftsarchitekturbüro entwickelte den Umgestaltungsentwurf, basierend auf den Wünschen und Ideen der Bürger und lokaler Gruppen.

Das zentrale Element des „Urban Green“ ist die Freilufthalle. Der Sportbodenbelag eignet sich sowohl für Fußball-, Hockey- und Basketballspiele als auch für überdachte Feste und Veran­staltungen. Daneben breitet sich eine große grüne Wiese aus, die zum Entspannen, Picknicken oder Ballspielen genutzt werden kann – nach den jüngsten Erfahrungen sogar als sonniges Home-Office. Weitere Angebote sind eine Calisthenics-Anlage für Outdoor-Training, eine Boulefläche, ein Wasserspielplatz und kleine Holzhäuser, die angemietet werden können.

Ein Outdoor-Gym für Senioren

Spielorte wie der Stangenwald, der Wasserspielplatz und die Sandbaustelle bereichern das Freizeitangebot für Kinder. Bei der Planung lag ein besonderes Augenmerk auf inklusiven Spielmöglichkeiten: Kinder im Rollstuhl können beispielsweise barrierefrei schaukeln oder ein Bodentrampolin nutzen. Auch Senioren finden hier ein angepasstes Freizeitangebot, das mit den lokalen Altenheimen und dem Seniorenbeirat abgestimmt worden ist.

Die wichtige Funktion der Grünanlagen

Beim Umbau des Geländes sind auch Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels mitgedacht und umgesetzt worden. So wurden beispielsweise mit Fördermitteln der Emschergenossenschaft in Höhe von rund 200.000 Euro Versickerungsmulden und Rigolen – unterirdische Wasserspeicher – geschaffen. In diese wird das Regenwasser eingeleitet und wird dann gezielt zur Bewässerung der Bäume eingesetzt.

Hier kommen Spiel, Sport, Spaß, Bewegung und Begegnung gleichzeitig mit klimarelevanten Maßnahmen zusammen und schaffen einen neuen grünen Begegnungsort mitten in der Stadt.
Treebags
Grüne Säcke,
für grüne Bäume
In Bochum sieht man immer häufiger sogenannte „Treebags“: große dunkelgrüne Säcke, die direkt unten am Baumstamm befestigt sind. Sie können mit bis zu 100 Litern Wasser gefüllt werden und geben dieses dann über sechs bis acht Stunden an den Baum ab. Im Schnitt werden die Säcke einmal in der Woche mit Wasser befüllt. Das reicht in der Regel aus, um junge Bäume durch den Sommer zu bringen. Denn insbesondere bei jungen Bäumen ist dies äußerst sinnvoll, da ihre Wurzeln noch nicht tief genug ins Grundwasser reichen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass vor allem die Jungbäume entlang der Universitätsstraße und der Oskar-Hoffmann-Straße im Sommer die grüne Stammbekleidung tragen.
Foto: © Stadt Bochum

Ein Ort
mit Strahlkraft.