R: Warum heißt Ihre Abteilung eigentlich „Zentrale Dienste“?
CS: Die Zentralen Dienste bestehen aus ganz verschiedenen Abteilungen – ich arbeite im technischen Gebäudemanagement in der Neubauabteilung. Wir verwenden den Begriff “Zentrale Dienste“, weil wir kein eigenes Amt sind, sondern ein eigenständiger Betrieb, der der Stadt Bochum angegliedert ist. Wir sind etwa 1.000 Mitarbeiter, darunter sind in den Bauabteilungen viele Ingenieure und Architekten. Im Jahr 2023 beträgt unser Auftragsvolumen rund 220 Millionen Euro, das wir nicht nur für Bauvorhaben, sondern auch in anderen Bereichen nutzen. Unsere Tätigkeiten umfassen ebenfalls Fahrdienste, Gebäudereinigung, Instandhaltung, Gebäudesanierung und sogar Schulhausmeisterdienste.
CS: Ja, einiges, wir stehen quasi mittendrin. Es werden nach dem Rückbau der Dachgeschosse sämtliche Geschossdecken bis hin zum Erdgeschoss abgebrochen und auch große Teile der Hoffassade des Nordflügels entfernt. Es kommt alles bis zum Erdgeschoss raus. Damit die Außenwände nicht umfallen, wenn die Decken abgebrochen wurden, bauen wir große Stahlkonstruktionen in den Nordflügel am Willy-Brandt-Platz und vor die Fassade des Ostflügels entlang der Viktoriastraße, um die Wände während der Bauzeit abzustützen.
R: Müssen Sie für die Markthalle an irgendwas ganz Besonderes denken?
CS: Oh ja, an ganz viele Sachen. In der Markthalle sollen später ungefähr 40 – 50 Verkaufsstände sein. Wir müssen aber für den Fall vorbereitet sein, dass die Marktstände wandern, sich verändern und mal hier, mal dort stehen werden. Dafür müssen wir überall Anschlüsse für Strom, Wasser, Abwasser usw. vorsehen. Auch die Beleuchtung und die Lüftung sind ein weiteres großes Thema, da es eine sehr große Halle ist. Eine ganz besondere Herausforderung ist die Technikzentrale der Telekom unten im Erdgeschoss, die noch in Betrieb ist und extrem geschützt werden muss. Über sie werden 40.000 Haushalte in Bochum mit Telefonanschlüssen und Internet versorgt. Weil diese Technik so empfindlich ist, messen wir die Erschütterungen und Schwingungen, die unsere Bagger im Gebäude verursachen. Deshalb müssen wir bei dem Abbruch der Betondecke über der Zentrale, der bald stattfindet, äußerst vorsichtig sein. Zusätzlich darf kein Staub und kein Wasser in diese Technikräume gelangen.
CS: Ja, beim Rückbau müssen wir bei einigen Arbeiten Schutzmasken und -anzüge tragen. Insbesondere bei der Arbeit mit den verschiedenen Strahlverfahren. Dort werden schadstoff-haltige Beschichtungen von 1930, die sich unter den Beton-decken befinden, aufwendig entfernt.
CS: Es wird nachher fünf Etagen geben. Eine davon ist allerdings das Technikgeschoss. Jetzt gehen wir gerade in das Dachgeschoss, das demnächst abgebrochen wird. Auch hier sind vor Kurzem neue Hindernisse aufgetreten. In letzter Zeit sind viele Tauben hier oben eingezogen. Wir arbeiten daher nun mit einem Taubenschutzverein zusammen, der sich um die Jungvögel kümmert und diese aus dem Gebäude bringt.
CS: Sobald in einem Dachgeschoss eine kleine Lücke ist, finden sie diese. Vielleicht sprechen sie sich ja untereinander ab, denn wir hatten schon mal 30-40 Tauben hier. Der Taubenkot muss, bevor wir die Bauteile abbrechen dürfen, sehr mühselig entfernt werden, außerdem ist diese Reinigung sehr teuer.
R: Wie entscheidet man eigentlich, was zuerst gemacht wird? Denkt man am Anfang schon an so etwas wie Aufzüge?
CS: Ja, man muss relativ früh an die Aufzüge denken, weil sie schon im Rohbau berücksichtigt werden müssen. Die Aufzugsschächte müssen betoniert und die Schienen, auf denen die Aufzüge fahren, eingebaut werden.
R: Woher wissen Sie, was die Mieter, also zum Beispiel die Bücherei oder die VHS, alles brauchen? Flächen, Strom, Internetkabel oder Aufzugsausgänge?
CS: Dazu macht man eine Vorplanung. Es wurde am Anfang ein Team zusammengestellt, das sich mit den Nutzern unterhält und sich die Pläne der jetzigen Bibliothek und VHS anguckt. So wissen sie zum Beispiel, wie viele Leute dort arbeiten, wie viele Sitzplätze benötigt werden und wie viele Bücher umziehen werden. Auf dieser Grundlage ermittelt man dann ein sogenanntes Raumprogramm. Auf Basis dieses Raumprogramms entwirft der Architekt ein Haus.
R: Müssen Sie auch darauf achten, dass alles rechtzeitig fertig wird?
CS: Die Stadtverwaltung Bochum entscheidet entsprechend der von uns zur Verfügung gestellten Terminplanung und Ausgabenplanung, wie viel Geld zu welchem Zeitpunkt für das Projekt zur Verfügung steht. Daraufhin müssen wir diese Gelder entsprechend verteilen und damit das Projekt steuern und finanzieren. Wir müssen die Planung, die Architekten, die Fachplaner und die ganzen Firmen bezahlen. Bei mir laufen quasi alle Fäden zusammen wie zum Beispie Angebote, Aufträge und Rechnungen, dann prüfe und entscheide ich gemeinsam mit der Projektsteuerung.
Das Haus des Wissens ist momentan das größte Hochbau-Projekt der Stadt Bochum und soll insgesamt über 150 Millionen Euro kosten. Von daher hat man viele Organe, die aufpassen und überwachen, dass dieser Betrag auch richtig verbaut und ausgegeben wird. Hier arbeiten wir mit dem Unternehmen Convis zusammen, das das gesamte Projekt mitsteuert.
R: Ist es Ihnen besonders wichtig, umweltfreundlich zu bauen?
CS: Auf jeden Fall! Die Stadt Bochum hat sich vorgenommen, das Gebäude mit einer Platin-Auszeichnung zertifizieren zu lassen. Das ist die höchste Auszeichnung, die man bei der DGNB (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen) erreichen kann. Dort ist zum Beispiel auch vorgeschrieben, welche Baustoffe verwendet werden dürfen. Wir bauen sogenannte Hybriddecken aus Beton und Holz und sparen damit viel Gewicht, sodass die alten Fundamente ausreichen und neue entsprechend kleiner gebaut werden können. Zudem sind sie nachhaltiger als Betondecken. Einen großen Teil des Energiebedarfs erzeugen wir durch Photovoltaik und Geothermie.
R: Warum sind Sie als Architekt eigentlich bei der Stadt gelandet?
CS: Ich war früher selbstständig mit einer Kollegin in einem kleinen Büro in Wuppertal. Davor war ich lange Zeit angestellt und habe vornehmlich große Autohäuser gebaut.
Mein Nachbar arbeitet auch bei den Zentralen Diensten und hat mich irgendwann gefragt, ob ich Interesse hätte, weil weitere Mitarbeiter gesucht würden. Daraufhin habe ich mich bei der Stadt Bochum beworben und bin auch direkt eingestellt worden, das ist jetzt 7,5 Jahre her.
R: Was finden Sie am Haus des Wissens selbst am coolsten oder worauf freuen Sie sich besonders, wenn es dann fertig ist?
CS: Insgesamt freue ich mich natürlich auf das Gesamtgebäude. Den Dachgarten finde ich auch ziemlich cool, weil man so etwas in Bochum und in den umliegenden Städten noch nicht hat. Das wird eine ganz, ganz tolle Sache. Persönlich finde ich auch die gesamte Technik, die hier rein soll, besonders spannend.
R: Eine Frage habe ich noch: Was gibt’s denn hier im Haus des Wissens speziell für Kinder?