Neues (und Altes)
vom Markt

Auf einem belebten Marktplatz, umgeben von farbenfrohen Ständen und einem verwirrenden Durcheinander aus Stimmen und Gerüchen, beginnen unzählige Geschichten zu erwachen.

Geschichten aus vergangenen Zeiten, von unerwarteten Begegnungen und schicksalhaften Wendungen. Der Markt ist nicht nur ein Ort des Handels, sondern auch ein Spiegelbild der menschlichen Vielfalt.

1756

Der Berliner Kartoffelbefehl

BERLIN Eine historische Auseinandersetzung um das „Gold der Erde“ in Berlin: als der Preis für Kartoffeln zum Auslöser eines skurrilen, aber dennoch bedeutenden Konflikts wurde. Obwohl die aus Südamerika stammende Kartoffel bereits seit dem 16. Jahrhundert in Europa angebaut wurde, hatten viele Menschen immer noch Vorbehalte gegenüber diesem Knollengewächs. Die kartoffelzweifelnde Bevölkerung aß sie höchstens in Zeiten äußerster Not und bevorzugte traditionellere Nahrungsmittel wie Brote, Hülsenfrüchte und Innereien.

In Berlin begannen sich die Dinge zuzuspitzen. Die Getreideernte im Sommer war in Mitteleuropa ausgesprochen schlecht ausgefallen. Das führte zu einem deutlichen Anstieg der Kartoffel-preise, der die Bevölkerung aufschreckte. Für die benachteiligten Schichten, die bereits mit Armut und Hungersnot zu kämpfen hatten, wurden Kartoffeln zu einem Symbol des Elends.

Die unzufriedenen Bürger Berlins reagierten auf den Preisanstieg mit Demonstrationen und Unruhen. Die Forderung nach einer Begrenzung der Kartoffelpreise wurde laut. Gleichzeitig stellte sich die Oberschicht auf die Seite der Kartoffeln und erklärte sie zu einem „gesunden und nahrhaften“ Lebensmittel, das es verdient hätte, von allen geschätzt zu werden. Doch die Unterschiede in den Interessen und Meinungen zwischen den sozialen Klassen führten zu einem skurrilen und beispiellosen Streit. Friedrich der Große, König von Preußen, sah sich mit der ungewöhnlichen Aufgabe konfrontiert, die sozialen Spannungen zu entschärfen und einen Ausweg aus dem Konflikt zu finden. Seine Lösung war ebenso ungewöhnlich wie effektiv: Er erklärte die Kartoffel zu einem königlichen Gemüse und befahl den Anbau von Kartoffeln in den königlichen Gärten. Das erregte das Interesse der Bevölkerung und erweckte den Eindruck, dass die Kartoffel ein wertvolles Gut sei.

Die königliche Anerkennung wirkte wie ein Zaubertrick. Plötzlich war die Kartoffel begehrt, und ihr Anbau verbreitete sich rasch in ganz Berlin. Mit der steigenden Verfügbarkeit sanken die Preise, und die Kartoffel wurde zunehmend in die Küchen der Bevölkerung integriert. Sie wurde schließlich zu einem Grundnahrungsmittel und half, die Nahrungsmittelkrise in Berlin zu lindern.

Der Berliner Kartoffelkrieg mag heute als kurioses Kapitel in der Geschichte der Kartoffel erscheinen, aber er hatte tatsächlich eine tiefgreifende Wirkung auf die Kultur und die Essgewohnheiten in der Region. Die Kartoffel wurde zu einem unverzichtbaren Bestandteil der deutschen Küche und ist es bis heute.

1630

Die große Tulpenmanie eskaliert

AMSTERDAM Die Tulpenmanie in Amsterdam war eine bemerkenswerte Periode in der niederländischen Geschichte, die in die frühen 1630er Jahre fiel. Während dieser Zeit erlebte der Handel mit Tulpenzwiebeln einen unglaub-lichen Aufschwung und führte zu einer spekulativen Blase, die als eine der ersten dokumentierten Finanzblasen der Geschichte gilt.

Die Tulpenmanie begann in den 1590er Jahren, als Tulpen aus dem Osmanischen Reich in die Niederlande eingeführt wurden. Die exotischen und farbenfrohen Blumen fanden schnell Anklang und wurden zu einem Statussymbol für Wohlhabende. Die Nachfrage nach seltenen Tulpenarten und -farben stieg rapide an, und die Preise für Tulpenzwiebeln schossen in die Höhe.

10.000 Gulden für eine Zwiebel der „Semper Augustus“

In den 1630er Jahren erreichte die Spekulation mit Tulpenzwiebeln ihren Höhepunkt. Menschen aller sozialen Schichten begannen, in Tulpenzwiebeln zu investieren, in der Hoffnung, dass die Preise weiter steigen würden. Die Preise für einige seltene Zwiebeln erreichten absurde Höhen und übertrafen das Jahreseinkommen eines Handwerkers um das Vielfache.

Einige Sorten, vor allem die selteneren Tulpen mit gemusterten Blüten, waren schon seit Beginn des Handels sehr teuer. In den 1630er Jahren aber zogen die Preise fast aller Sorten an, teilweise sogar um das Zwölffache. Die teuerste Tulpe war die „Semper Augustus“ mit blauem Blütenboden und weißen Blättern, auf denen rote Flammen zu spielen schienen. Von dieser raren Sorte gab es in ganz Holland lediglich rund ein Dutzend Tulpenzwiebeln. Diese leisteten sich nur die reichsten und dekadentesten Sammler, denn eine Zwiebel der „Semper Augustus“ konnte 10.000 Gulden kosten. Das entsprach dem Preis eines edlen Amsterdamer Stadthauses in bester Grachtenlage. Damit waren Zwiebeln im Handel, die einen größeren Wert als Gold oder Edelsteine hatten. An den niederländischen Börsen freuten sich die Händler und Spekulanten über Gewinne in unglaublicher Höhe.

Die spekulative Blase platzte jedoch im Februar 1637 abrupt. Einige Händler weigerten sich, weiterhin astronomische Preise für Tulpenzwiebeln zu zahlen, und es wurde im „schwarzen Februar von Haarlem“ keine einzige Zwiebel mehr verkauft. Daraufhin fielen die Preise rapide. Viele Investoren verloren ihr gesamtes Vermögen, und die niederländische Wirtschaft erlitt einen schweren Schlag. Der „Tulpenwahn“ ist quasi der erste überlieferte Börsencrash der Geschichte.

Die Tulpenmanie hatte langfristige Auswirkungen auf die Wirtschaft der Niederlande, und die Regierung führte Regulierungen ein, um den Handel mit Tulpenzwiebeln zu kontrollieren. Dennoch blieb die Tulpenzucht in den Niederlanden ein wichtiger Wirtschaftszweig, und das Land ist bis heute für seine wunderschönen Tulpenfelder und Blumenausstellungen bekannt.

 

1298

Markt am
Castroper
Hellweg

BOCHUM Die älteste urkundliche Erwähnung eines Marktes in Bochum stammt aus dem Jahr 1298. Spätestens im 12. Jahrhundert hatte sich am Castroper Hellweg wohl aber schon ein erster Markt etabliert. Dieser spielte als zentraler Ort, an dem Waren veräußert und Geschichten erzählt wurden, eine wichtige Rolle für die Bürger. Feste Läden gab es zu dieser Zeit noch nicht. Auf dem Markt kamen die Ackerbauern, Viehzüchter und Handwerker zusammen, um ihre Tauschgeschäfte für die notwendigen Dinge des täglichen Bedarfs durchzuführen.

Seattle

Fliegender
Fisch

SEATTLE Die Fischverkäufer im Pike Place Fish Market haben eine einzigartige und unterhaltsame Art entwickelt, ihre Waren zu präsentieren. Anstatt die frischen Fische einfach über den Tresen zu reichen, werfen sie sie oft mit Geschicklichkeit und Humor über die Köpfe der Kunden, bevor diese die Fische auffangen oder auf den Tresen gelegt bekommen.

Dieses spektakuläre Schauspiel hat dazu beigetragen, den Markt und insbesondere den Fischmarkt zu einer beliebten Touristenattraktion zu machen.

Ein Ort
mit Strahlkraft.