Kopenhagen hat
ein neues Herz
bekommen

Projektentwickler Niels Lønborg Brandt-Badaire hat die Markthallen in Kopenhagen neu gedacht.

Foto: © Gonzales Photo

Niels Lønborg
Brandt-Badaire

Projektentwickler
Kopenhagen

„Die Torverhallerne sind eine Herausforderung
für traditionelle
Markthallen.“

Wir alle lieben den Besuch von Markthallen im Urlaub, da wir so das besondere Flair und die Spezialitäten eines Ortes kennenlernen. Sie sind beliebte Fotomotive und Einkaufsmöglichkeiten für kulinarische Urlaubserinnerungen. Viele Markthallen gibt es oft schon seit über 100 Jahren, dennoch ist das Zusammenspiel von Architektur, Atmosphäre und Angebot kein Zufallsprodukt.

Welche Gedanken, organisatorischen Strukturen und Konzepte hinter all dem stecken, erfahren wir von Niels Lønborg Brandt-Badaire, der die beiden Markthallen „Torvehallerne“ in Kopenhagen als Berater mit geplant und konzipiert hat.

Die 2011 eröffneten „Torvehallerne“ sind ein beliebter Gastronomie- und Einkaufsort im Stadtteil Nørreport in Dänemarks Hauptstadt. Niels Brandt hat als Projektentwickler viele entscheidende innovative Ideen in das Entwicklungskonzept dieser Markthallen mit eingebracht. Die Aufgaben eines Projektentwicklers umfassen die Planung und Gestaltung unter Berücksichtigung von Funktionalität und Nachhaltigkeit, die Integration in die Umgebung und vieles mehr. Wichtigstes Ziel von Anfang an war, die Markthallen zukunftsfähig zu gestalten.

Am Anfang war die Skepsis groß

Insgesamt hat es von der ersten Idee, den ehemaligen Umschlagplatz für Obst und Gemüse in der Innenstadt wieder zu reaktivieren, 30 Jahre bis zur Eröffnung gedauert. Letztendlich fand sich 25 Jahre nach der ersten Idee sowie einigen Komplikationen und Verwerfungen ein privater Investor, der die Hallen dann baute und Niels Brandt als Berater hinzuzog.

Nach Einschätzung von Niels Brandt waren ungefähr 80 % der Kopenhagener Bürgerinnen und Bürger äußerst skeptisch, dass ein Projekt wie die Markthallen überhaupt länger als ein halbes Jahr überdauern könnte. Im Gegensatz zu traditionellen Markthallen, die oft schon über 150 Jahre zum Stadtbild und zur Stadtkultur gehören, hatte man es in Kopenhagen keine Vostellung davon. Generell kaufen die Däninnen und Dänen gerne im Discounter ein, da die Lebensmittelpreise in Dänemark relativ hoch sind. Trotzdem sollte das Angebot der Markthallen niedrigschwellig und der Besuch für jede und jeden möglich sein.

Foto: © Thomas Steen Sørensen

Wie schafft man einen Einkaufs- und Wohlfühlort für alle?

Bei der Zusammenstellung des Angebotes war es wichtig, an alle Bedürfnisse zu denken. Der neue Handelsplatz sollte ein offener Ort für alle Bürgerinnen und Bürger sein, egal ob sie sich dort nur für einen Kaffee aufhalten oder einen ganz normalen Wocheneinkauf tätigen möchten. Und das zu Preisen wie im Lebensmitteleinzelhandel. Die Kombination des Angebotes sollte ausgeglichen sein, der Anteil an hoch spezialisierter Feinkost ist bis heute in den Torvehallerne eher gering.

Zudem durften auch die Bedürfnisse der Händlerinnen und Händler nicht außer Acht gelassen werden. Viele Produzentinnen und Produzenten waren beispielsweise bereits angesehene Bäcker oder Metzger in der Kopenhagener Innenstadt, hatten aber überhaupt keine Markterfahrung. Daher schulte der Betreiber die Händler anfangs über die Abläufe und Interaktionen auf Märkten, erstellte eine Homepage und sorgte für erste Vermarktungsaktivitäten. Die Händlerinnen und Händler sollten sich ganz auf ihr Kundengeschäft konzentrieren, um den Rest wurde sich professionell gekümmert.

Der Markt als ein Treffpunkt für gesundes Leben

Niels Brandt sieht die Wochenmärkte und Markthallen der Zukunft auch als Treffpunkte für ein gesundes und nachhaltiges Leben. Zu wissen, woher und von wem die Nahrungsmittel kommen, die Produzenten zu kennen und auf verpackte und verarbeitete Waren weitestgehend zu verzichten, ist verantwortungsvoller Konsum für den Planeten der Zukunft.

Der neue Treffpunkt in der City hat auch Auswirkungen auf den gesamten Stadtteil

Die Foodies der Stadt sind dankbar für ein neues, weiteres Zentrum in der Innenstadt. Sie sind der Meinung, „Kopenhagen hat ein neues Herz bekommen“. Die anfangs so skeptischen Kopenhagener sind mittlerweile sehr stolz auf das international anerkannte Markthallenprojekt. Der gesamte Stadtteil rund um die Hallen hat sich enorm weiterentwickelt, drei Jahre nach Eröffnung der Hallen 2011 wurde der angrenzende Israel-Platz komplett neu zu einer Aufenthalts- und Spieloase umgestaltet. Zahlreiche Bars und Restaurants haben sich rund um die Hallen niedergelassen, sodass auch nach „Ladenschluss“ der Markthallen, die sieben Tage in der Woche bis 18:00 oder 19:00 Uhr geöffnet haben, eine lebendige und gesellige Atmosphäre in den angrenzenden Straßen herrscht.

Niels Lønborg Brandt-Badaire:

„In diesem Jahr werden die Markthallen schon 12 Jahre alt und die wenigsten können sich vorstellen, dass die Hallen nicht schon immer da waren.“

Foto: © Thomas Steen Sørensen

Ein Ort
mit Strahlkraft.