Irgendwo ist immer Markt
Markthallen als Spiegelbilder kultureller Vielfalt und kulinarischer Traditionen

Dijon:
Stahlarchitektur von Gustave Eiffel

Für Senf ist die französische Stadt Dijon international bekannt; was viele nicht wissen: auch für den Architekten Gustave Eiffel. Der mit dem Turm. Nicht nur für Paris hat er ein architektonisches Meisterwerk entworfen, sondern auch in seiner Heimatstadt Dijon: „Les Halles de Dijon“ – die zentralen Markthallen der Stadt.
1875 wurden die Markthallen in der Nähe des Place du Bareuzai, im Zentrum von Dijon, fertiggestellt. Von außen könnte man denken, man stünde vor einem Bahnhof aus dem 19. Jahrhundert. Betritt man die Markthallen, wird man nicht nur vom bunten Treiben in den Gängen und an den Ständen begrüßt, sondern auch von den hohen Arkaden und verzierten blauen Säulen, die den Blick hoch zum gläsernen Dach lenken.
Das Aushängeschild der Burgunder Gastronomie

Der Markt „Les Halles“ ist umgeben von zahlreichen Restaurants verschiedenster Stilrichtungen. Daher sind die Markthallen ein beliebter Ort zum Ausgehen. Wem die umliegenden Restaurants nicht reichen, der kann sich auch in den Markthallen selbst an die Bar setzen und den ein oder anderen Kir royal im Trubel des Marktes genießen.

Nicht nur in der Markthalle, sondern auch außerhalb gibt es zahlreiche Stände. Mehrmals die Woche findet ein Freiluftmarkt statt. Der Markt muss nicht auf eigene Faust erkundet werden, man kann an der kulturellen und kulinarischen Führung „Les Halles Gourmandes“ teilnehmen. Dabei erfährt man den historischen Kontext der Markthallen, lernt regionale
Produzenten persönlich kennen und darf hier ihre Produkte genießen.

Was La Buvette besonders macht, ist seine Spezialisierung auf qualitativ hochwertige Weine aus der Region Burgund. Die Inhaber sind leidenschaftliche Kenner und Experten für Wein und haben eine sorgfältig kuratierte Auswahl an lokalen Weinen zusammengestellt, die die Essenz des burgundischen Terroirs einfangen. Hier können Sie einige der besten Rot- und Weißweine der Region entdecken und verkosten.
Fotos: © Soudan E / Andia, © travelstock44
Riga: Regionalität im Weltkulturerbe
Ein Zeppelinhangar wird neu genutzt

Der Zentralmarkt in Riga ist ein gelungenes Beispiel architektonischer Revitalisierung. Für die Errichtung des größten Marktes des Baltikums wurden vier ehemalige Zeppelinhangars der deutschen Wehrmacht quasi neu interpretiert.
An einem zentralen Ort in der Nähe der Altstadt, an dem bereits um 1900 ein Lebensmittelmarkt stattfand, sollte eine Markthalle errichtet werden. Der Wunsch danach entstand in den 1920er Jahren, als Lettland nach dem Ende des Ersten Weltkrieges ein souveräner Staat wurde. In einem international ausgerichteten Architekturwettbewerb entstand die Idee, die oberen Konstruktionselemente zweier Zeppelinhangars aus Wainoden zu fünf luftigen Marktpavillons mit einer Höhe von 20 Metern umzubauen. Als der Markt nach siebenjähriger Bauzeit 1930 eröffnet wurde, galt er mit seiner Zentralheizung und elektrischem Licht als der größte und modernste in Europa. 1997 wurde der ehemalige Zeppelinhanga zusammen mit der Rigaer Altstadt in die UNESCO-Liste der Weltkulturerbstätten aufgenommen.

„Der Zentralmarkt ist eine Welt für sich, die einen Hauch von damals hat. Hier ist die Zeit ein bisschen stehengeblieben.“

Anna Muhka,
damalige Projektleiterin
der Stiftung Riga 2014

80.000 Genießer am Tag, 364 Tage im Jahr
In den Markthallen mit den ca. 3.000 Ständen wird gefeilscht, gedrängelt und gewühlt. Täglich tummeln sich um die 80.000 Besucher in und um den Zentralmarkt. Kein Wunder, scheint die Auswahl doch gigantisch: Im Frühling erstrahlen die Stände in frischem Grün, im Sommer gibt es die verschiedensten Beeren, im Herbst türmen sich Äpfel und Birnen auf und im Winter gibt es Kraut und Kohl. Regionale Klassiker sind hier der Birkensaft (der auch als „Katersaft“ bekannt ist), die schwarze Hanfbutter, der landestypische Kümmelkäse und die lettische Spezialität überhaupt: Sauerampfersuppe. Wer bei den Markthallen vorbeischauen will, kann das jederzeit tun. Die Markthallen von Riga sind rund um die Uhr geöffnet – 364 Tage im Jahr. Nur am Johannistag, am 24. Juni, bleiben die Tore verschlossen – das ist ein Festtag und dann herrscht Ausnahmezustand in Lettland.
Prägend im Stadtbild der lettischen Hauptstadt (LV) und ein gelungenes Beispiel dafür, dass Wiederverwerten oft mehr Schönheit in sich trägt als Neu-Erbauen: die vier Bogenhallen der ehemaligen Zeppelinhangars.
Fotos: © Soudan E / Andia, © travelstock44

Rotterdam:
Kunst, Köstlichkeiten
und Kabelstruktur

Die Rotterdamer Investoren, Architekten und Stadtplaner mussten sich besonders mit den Herausforderungen des maritimen Klimas der Stadt auseinandersetzen, das heftige Windböen und häufigen Regen mit sich bringt. Trotzdem sollte die Markthalle ihre optische Offenheit bewahren, um als Gegenpol zu den herkömmlichen, komplett geschlossenen und von oben beleuchteten Markthallen zu fungieren.
Fotos: © Soudan E / Andia, © travelstock44
Leben, wohnen und arbeiten über einem Markt
In dem hufeisenförmigen Gebäude der liebevoll „De Koopboog“ („Der Kaufbogen“) genannten Markthalle in Rotterdam kommen Leben, Wirtschaft, Kultur und Freizeit Der renommierte Architekt Winy Maas vom Architekturbüro MVRDV zeichnet verantwortlich für den Entwurf dieser beeindruckenden Markthalle in den Niederlanden. Mit einer Fassade aus Drahtseilen und Glasscheiben, die sich im Falle von Stürmen um etwa 75 Zentimeter ausdehnen kann, stellt sie die größte Glasfensterkabelstruktur Europas dar. Fünf Jahre dauerte die Errichtung und im Oktober 2014 wurde die Halle offiziell von Königin Máxima eröffnet. Bereits im Eröffnungsjahr lockte die Markthalle Millionen Besucher an und blieb auch in den folgenden Jahren mit steigender Beliebtheit eine Anlaufstelle für 4,5 bis 7 Millionen Besucher pro Jahr, die einkaufen, essen oder flanieren. Die Marktstände sind im Erdgeschoss auf einer Fläche von 70 x 170 Metern zu finden, wobei die erste Etage für die Freunde des Hopfens mit der „World of Drinks“ und Liebhaber anderer Gastronomiebereiche die richtige Anlaufstelle ist. In den zehn Etagen darüber sind 228 Wohnungen zu finden, die eine eindrucksvolle Sicht auf das bunte Treiben bieten, denn die Markthalle ist nicht nur für die Besucher, sondern auch für die Bewohner der Halle konzipiert worden. Für sie soll das Markt-leben zwar sichtbar, aber dennoch nicht spürbar sein.
Alice im Wunderland und fliegende Kühe
An der Decke der Halle befindet sich ein ganz besonderes Highlight: das Kunstwerk „Hoorn des Overvloeds“ (Füllhorn) des niederländischen Künstlers Arno Loenen, das in Zusammenarbeit mit Frank Hanswijk und Winy Maas entworfen wurde. Es erstreckt sich über 11.000 Quadratmeter, bestehend aus weiteren 4.000 Glasscheiben an der Decke der Halle. Alles mit dem Ziel des Künstlers, seine Kunst für jeden zugänglich zu machen. Das beeindruckende Werk zeigt eine Vielzahl von Motiven, darunter Früchte, Fische, Blumen, Insekten und Gemüse sowie eine fliegende Kuh, die Rotterdamer Laurens-kirche und einen Baukran. Es vermittelt seinen Betrachtern ein kindliches Gefühl der Verwunderung, ähnlich wie bei „Alice im Wunderland“.
Eine Markthalle als Ausstellungsort
Schon vor dem Bau der Markthalle wurden bei archäologischen Ausgrabungen spannende Fundstücke entdeckt, die nun für die Öffentlichkeit im Inneren der Halle zur Schau stehen. Dadurch ist die Markthalle von Rotterdam nicht nur ein Ort des Einkaufens und Genießens, sondern ist auch zu einer neuen Sehenswürdigkeit der Stadt geworden. Das Treppenhaus, das zur Tiefgarage führt, erzählt die Geschichte Rotterdams auf beeindruckende Weise. Besucher finden dort Filme und ausgestellte Objekte, die in Zusammenarbeit mit verschiedenen Rotterdamer Museen entstanden sind. Diese kleine geschichtliche Reise ist jeden Tag rund um die Uhr kostenlos zugänglich und wird durch ein vielfältiges Angebot an Führungen, Workshops und Vorträgen ergänzt, die Besucher aus aller Welt wie auch Einheimische gleichermaßen begeistern. Ein umfangreiches Projekt – ein gelungenes Zusammenspiel aus moderner Architektur, Versorgung und Geschichte, das in anderen Städten nur eine Vision geblieben wäre, ist hier in Rotterdam Realität geworden.

Münster: bunter Mix und lange Tradition

Der Wochenmarkt am Domplatz in Münster ist ein beliebter und traditioneller Treffpunkt für Einheimische und Besucher. Jeden Mittwoch und Samstag erwacht der Platz mit vielfältigem Markttreiben zum Leben. Das ganze Jahr über, und das schon seit über 969 Jahren. Der Markt wurde bereits im Jahr 1054 urkundlich erwähnt, was ihn zu einem festen Bestandteil des städtischen Lebens und kulturellen Erbes der Stadt macht. Bis 1901 war der Markt unter den Arkaden des Prinzipalmarktes sicher und trocken untergebracht, doch nach dem Bau einer Straßenbahnlinie war hier bald kein Durchkommen mehr möglich und der Markt wurde auf den Domplatz verlegt, wo er bis heute stattfindet.

Von frischen regionalen Produkten bis hin zu exotischen
Leckereien aus aller Welt bietet der Markt alles, was das Herz (und der Magen) begehrt.

Die Stände haben eine reiche Auswahl an frischem Obst und Gemüse, handgemachten Käsesorten, westfälischer Blumenpracht und köstlichem Backwerk. Bauern, Händler und Landwirte präsentieren hier auf rund 140 Ständen ihre eigenen Erzeugnisse und stehen den Kunden gerne bei den einzelnen Produkten beratend zur Verfügung.

Die lebendige und offene Atmosphäre zieht Menschen jeden Alters an. Anja Brune, die den Markt schon seit ihrer Kindheit besucht, trifft es mit der Beschreibung: „Eine große Auswahl zum Einkaufen und schöne Stände zum Verweilen“ auf den Punkt. Denn egal, ob damals mit den Eltern, heute mit Freunden oder zum Einkaufen für die eigene Familie, der wöchentliche Marktbesuch ist immer ein besonderes Erlebnis.

Umrahmt vom imposanten St.-Paulus-Dom sowie von, der
historischen Kulisse der Altstadt, den Universitätsgebäuden
und modernen Museen verkörpert der Markt ein Zusammenspiel von Tradition und Moderne. Er stellt laut Tripadvisor Münsters Sehenswürdigkeit Nummer eins dar und zieht dadurch ein stetig wachsendes Publikum in die Stadt.

Die Anzahl der Besucher schwankt je nach Wetter und Jahreszeit, durchschnittlich freuen sich die Händler über 20.000 bis 30.000 Besucher an den Markttagen.

Es sind sowohl Tradition als auch Vielfalt, Regionalität, Atmosphäre und Geselligkeit, die dazu beitragen, dass der Wochenmarkt in Münster seit fast 1.000 Jahren ein fester Bestandteil der Stadtkultur ist.

Foto: © Carl Pohlschmidt
„Die Tradition eines westfälischen Bauernmarktes ist bis heute spürbar.“

Foto: © Dagmar Schwelle

Ein Ort
mit Strahlkraft.