Vom Dorf
zur Stadt

Die Stadtgeographie zeigt, wie eng die Entwicklung Bochums mit der Industrialisierung des Ruhrgebietes verbunden ist.

„Ab wann ist
eine Stadt
eine Stadt?“

Stadtplanwerk 2.0: © RVR und Kooperationspartner, dl-de/by-2-0
Datengrundlagen: – ALKIS, ATKIS – Land NRW/Katasterämter (dl-de/Zero-2-0)
– © OSM-Mitwirkende (License: ODbL)

Im Falle Bochums ist das nicht ganz einfach zu sagen.
In Querenburg entdeckten Archäologen 25.000 Jahre alte Werkzeuge, doch ob sich unsere Vorfahren hier bereits niedergelassen hatten, ist nicht eindeutig zu belegen.

Die Definition „Stadt“ bezeichnet „ein geschlossenes Siedlungsgebiet mit hoher Bebauungsdichte und Bevölkerungszahl, einer entwickelten Sozialstruktur und Arbeitsteilung, das aufgrund seiner wirtschaftlichen, politischen und kulturellen (auch religiösen) Bedeutung eine gewisse Orientierungsfunktion für das Umland einnimmt.“ (bpb.de, Bundeszentrale für politische Bildung). Demnach begann der Stadtwerdungsprozess Bochums im 14. Jahrhundert. Vor genau 701 Jahren, am 8. Juni 1321, bestätigte Graf Engelbert II. von der Mark in einer Urkunde erweiterte Marktrechte und Privilegien für die Hofsiedlung „Bochum“.

Die ursprüngliche, sich nur rund um die Pfarrkirche St. Peter und Paul befindliche Bauern- und Handwerkersiedlung nimmt im 15. Jahrhundert immer mehr Gestalt an, denn es entstehen Schulen, Hospitäler, Gasthäuser und Märkte. Stadtmauern hat Bochum nie besessen, jedoch war es von einem Wall mit einem Graben umgeben, im früheren Verlauf führte dieser entlang des Weilenbrinks, der Schützenbahn und des Spitzberges. Der Zugang erfolgte über fünf Stadttore mit hölzernen Stegen und Zollhäuschen, denn eine der damals wichtigsten Handelsstraßen der Hanse, der Hellweg, wurde mitten durch Bochum geleitet.

Trotzdem blieb Bochum bis zur Industrialisierung ein eher unbedeutendes Landstädtchen. 1735 wurden hier jedoch bereits 25 „Kohlenpütts“, kleine Bergwerke, gezählt. Die Stadt wuchs mit der zunehmenden Förderung von Rohstoffen für die neu entstehende Stahlindustrie. 1842 gründete Jacob Meyer das Stahlwerk Bochumer Verein, wenige Jahrzehnte später wurde die Stadt durch die ersten Arbeitersiedlungen wie Stahlhausen erweitert. 1870 hatte Bochum bereits 17.585 Einwohner, eine Straßenbeleuchtung mit Gaslaternen, Krankenhäuser, höhere Schulen, Sportvereine und Bahnhöfe. 1877 wurde der Bochumer Stadtpark eröffnet, der auf allen Karten immer noch als grüne Lunge der Stadt sichtbar ist. 1850 beginnt der weitere Ausbau nach Westen, eine neue Posthalterei wird von der Großen Beckstraße genau an die Stelle verlegt, an der sich heute das alte Hauptpostgebäude befindet, was zunächst großen Protest hervorrief.

Ab 1904 galt Bochum durch die Eingemeindung umliegender Dörfer wie Hofstede, Grumme, Wiemelhausen und Hamme als Großstadt mit über 100.000 Einwohnern und 27 km2 Fläche.

Da damit auch der Platz für die Stadtverwaltung im ehemaligen Hotel Soedinger Hof an der Alleestraße zu klein wurde, legte man 1927 den Grundstein des heutigen Rathauses, das 1931 eröffnet wurde. Bis heute befindet sich darin einer der letzten öffentlich zugänglichen Paternoster. Drei Jahre zuvor wurde die damalige Hauptpost erbaut. Das Ensemble der beiden Gebäude bildete den neuen Mittelpunkt der wachsenden City und löste die Altstadt rund um die Brückstraße in ihrer Funktion als Innenstadtzentrum ab.

1877

© Stadt Bochum, 1877, dl-de/by-2-0

1905

© Stadt Bochum, 1905, dl-de/by-2-0

1935

„© Stadt Bochum, 1935, dl-de/by-2-0

1972

© Stadt Bochum, 1972, dl-de/by-2-0

1929, das alte und neue Rathaus der Stadt Bochum.

Rathaus Alter Markt, vor 1886.

Siehst du die Stadt?

Siehst du die Stadt, wie sie da drüben ruht,

Sich flüsternd schmieget in das Kleid der Nacht?

Es gießt der Mond der Silberseide Flut

Auf sie herab in zauberischer Pracht.


Der laue Nachtwind weht ihr Atmen her,

So geisterhaft, verlöschend leisen Klang:

Sie weint im Traum, sie atmet tief und schwer,

Sie lispelt, rätselvoll, verlockend bang …


Die dunkle Stadt, sie schläft im Herzen mein

Mit Glanz und Glut, mit qualvoll bunter Pracht:

Doch schmeichelnd schwebt um dich ihr Widerschein,

Gedämpft zum Flüstern, gleitend durch die Nacht.

Hugo von Hofmannsthal
(1874 – 1929)
Österr. Lyriker, Dramatiker, Erzähler

Ein Ort
mit Strahlkraft.