Plätze,
Brunnen,
Bänke
Aus Placemaking wird Placekeeping: Geschaffene öffentliche Räume müssen zum Verweilen einladen und von den Bürgerinnen und Bürgern als ihre persönlichen Nischen im urbanen Raum angesehen werden, um somit den Stadtraum erst lebendig werden zu lassen.
Die Nutzung von Orten,
die allen gehören,
fördert die Koordination
und Kooperation der
einzelnen Akteurinnen
und Akteure.
Sich kurz ausruhen, mal durchatmen, innehalten, ein Schwätzchen halten, einen Snack essen, das Geschehen beobachten: Um die Aufenthaltsqualität im Stadtraum auch an den vielen kleinen Lieblingsorten der Bochumerinnen und Bochumer außerhalb von öffentlichen Plätzen deutlich zu verbessern, startete die Stadt Bochum 2020 das „1.000-Bänke Programm“. Für drei ausgewählte Bankmodelle wurden private Spender gesucht, die Standortwünsche äußern konnten. Für jede privat gespendete Bank ergänzte die Stadt nach dem Aus-eins-mach-zwei-Prinzip das Banksystem durch eine weitere Bank an Wunschorten der Bürgerinnen und Bürger. Über eine interaktive Karte lassen sich alle Standorte finden, überall da, wo – teilweise auch aus ganz persönlichen Gründen – mehr Verweilqualität gewünscht wurde: in Wohnquartieren, an Spazierwegen, Bachläufen und Verkehrskreiseln, in Wäldern und Stadtteilzentren, an Kreuzungen, Teichen und Wildblumenfeldern.
Manche Plätze werden einfach zu Lieblingsplätzen, weil Menschen sich hier gerne versammeln. Auf einmal sind alle immer da, der Magnet war unsichtbar. Oft tragen die Erfahrungen von Gemeinschaft oder auch Ruhe dazu bei, einen Ort als etwas Außergewöhnliches oder als Oase wahrzunehmen, dies können durchaus konträre Komponenten oder auch ein Wechselspiel zwischen Ruhe und Lärm sein. Der Hotspot als kollektive Entscheidung.
So geschieht es am Schauspielhaus Bochum, wo sich auf dem Vorplatz allabendlich hunderte von Jugendlichen treffen, um ins Nachtleben zu starten, oder im Schlosspark Weitmar, auf Holzpodesten inmitten der Kunstwerke von Richard Serra. Im Sommer trifft man sich einfach mit einer Decke auf der Wiese vor dem Bergbaumuseum oder rund um die Jahrhunderthalle
vor eindrucksvollen Bergbau- und Stahlindustriekulissen. Wohlfühl- und Versammlungsorte, deren Schönheit individuelles Empfinden ist – die subjektive Wahrnehmung und Interpretation des Einzelnen –, die die Lebensqualität von Städten entscheidend mitbestimmen können, fernab von institutioneller Stadtplanung.
Denn die Lebendigkeit entsteht in den Leerstellen zwischen den Stadtgebäuden, die nicht für die Verkehrsinfrastruktur genutzt werden, sondern ganz natürlich zu Fuß erreichbar sind. Die Anforderungen daran sind oft ganz einfach: Stufen, Bänke oder Raumgebilde, die zum Sitzen einladen und Schutz vor Sonne oder Regen, offene Blickachsen auf das Geschehen oder einen Überblick und die Möglichkeit zur Kommunikation bieten.
Picknicken vor Industriekathedralen –
der Westpark an der Jahrhunderthalle
Auf einem ehemaligen Eisenhüttengelände rund um den eindrucksvollen Festivalspielort „Jahrhunderthalle“ führen Spazierwege, Rampen, Stege und Brücken durch angelegte Parklandschaften und den von selbst entstandenen Industriewald. Hauptsportarten sind hier im Sommer das Grillen und im Herbst, wenn sich die Farben der Blätter mit der des Rostes der Industriekathedralen vermischen, das Spazierengehen.
Der hier beginnende Radweg „Erzbahntrasse“ verbindet den Park durch ein Wegenetz mit weiteren Industriedenkmälern und Sehenswürdigkeiten im gesamten Ruhrgebiet.
Der Siegerentwurf eines EU-weiten Wettbewerbs für Landschaftsarchitekten möchte mit der Neugestaltung des Platzes einen Aktions- und Beobachtungsraum für alle Gruppen schaffen. Durch die Schaffung zweier „Clouds“ soll die Verbindung zwischen analoger und digitaler Welt erreicht werden. Die „Green Cloud“ wird aus einer bewachsenen, schwebenden Dachkonstruktion entstehen. Die „Blue Cloud“ wird ein digitales Wasserspiel. Sie besteht aus einer Wasserfläche mit einem Durchmesser von etwa zehn Metern und Nebeldüsen, die an heißen Tagen für Abkühlung sorgen. Interaktive Projektoren sollen farbige Lichtbilder auf die Wasserfläche und die Nebelwände malen. Zudem sind attraktive Sitzmöglichkeiten, ein Spielplatz und ein Café geplant.
Eine bronzene Fortuna entleert ihr Füllhorn über kleinen Putten, die jeweils einen Ehering, einen Pantoffel, einen Apfel, ein Portemonnaie und eine Seifenblasenschale halten. Glück to go – im Innenhof des Rathauses. Für einen kurzen Ausflug in die Großstadtwerdung Bochums einfach mal kurz durch die drei Rundbögen spazieren.