Plätze, 
Brunnen,
Bänke

Aus Placemaking wird Placekeeping: Geschaffene öffentliche Räume müssen zum Verweilen einladen und von den Bürgerinnen und Bürgern als ihre persönlichen Nischen im urbanen Raum angesehen werden, um somit den Stadtraum erst lebendig werden zu lassen.

Die Nutzung von Orten,
die allen gehören,
fördert die Koordination
und Kooperation der
einzelnen Akteurinnen
und Akteure.

Die Anziehungskraft von Wasser – Brunnen als Stadtoasen
Die Funktion von Brunnen in den Innenstädten hat sich im Laufe der Zeit stark verändert. Während frühere, oft von Künstlerinnen und Künstlern geschaffene Wasserstellen tatsächlich noch zum Pferdetränken und Waschen dienten, sind Brunnen heute auch ein Symbol für die Last des Klimawandels, der die versiegelten Stadtflächen zu sommerlichen Wärmeinseln macht. Hier sorgt das verdunstende Wasser für zusätzliche Abkühlung und gibt den Brunnen damit die soziale Komponente als Versammlungsort. Oft prägen sie auch das Gesicht einer Stadt, wie beispielsweise der Fontana di Trevi in Rom, in den man eine Münze werfen muss, um wieder zurückzukehren, oder auch die mit 150 Metern höchste Brunnenanlage der Welt in Dubai. In Bochum finden sich einige historisch interessante Brunnen, wie die beiden aus Travertin und Bronze gefertigten von August Vogel im Innenhof des Rathauses. Zahlreiche Wasserstellen im Stadtgebiet stammen aus den 60er bis 80er Jahren und sind aus zeitgenössischen Materialien wie Beton oder Kruppstahl. Einen besonders kontrastreichen Umgang mit Wasser zwischen Licht und Dunkelheit, Bewegung und Ruhe findet man im chinesischen Garten der Ruhr-Universität. Eine völlig neuartige Form der Wasserstelle mit digital bespielbarer Fläche ist auf dem Husemannplatz geplant.
Die Stadt der 1.000 Bänke

Sich kurz ausruhen, mal durchatmen, innehalten, ein Schwätzchen halten, einen Snack essen, das Geschehen beobachten: Um die Aufenthaltsqualität im Stadtraum auch an den vielen kleinen Lieblingsorten der Bochumerinnen und Bochumer außerhalb von öffentlichen Plätzen deutlich zu verbessern, startete die Stadt Bochum 2020 das „1.000-Bänke Programm“. Für drei ausgewählte Bankmodelle wurden private Spender gesucht, die Standortwünsche äußern konnten. Für jede privat gespendete Bank ergänzte die Stadt nach dem Aus-eins-mach-zwei-Prinzip das Banksystem durch eine weitere Bank an Wunschorten der Bürgerinnen und Bürger. Über eine interaktive Karte lassen sich alle Standorte finden, überall da, wo – teilweise auch aus ganz persönlichen Gründen – mehr Verweilqualität gewünscht wurde: in Wohnquartieren, an Spazierwegen, Bachläufen und Verkehrskreiseln, in Wäldern und Stadtteilzentren, an Kreuzungen, Teichen und Wildblumenfeldern.

Hotspots – hier trifft man sich in Bochum

Manche Plätze werden einfach zu Lieblingsplätzen, weil Menschen sich hier gerne versammeln. Auf einmal sind alle immer da, der Magnet war unsichtbar. Oft tragen die Erfahrungen von Gemeinschaft oder auch Ruhe dazu bei, einen Ort als etwas Außergewöhnliches oder als Oase wahrzunehmen, dies können durchaus konträre Komponenten oder auch ein Wechselspiel zwischen Ruhe und Lärm sein. Der Hotspot als kollektive Entscheidung.

So geschieht es am Schauspielhaus Bochum, wo sich auf dem Vorplatz allabendlich hunderte von Jugendlichen treffen, um ins Nachtleben zu starten, oder im Schlosspark Weitmar, auf Holzpodesten inmitten der Kunstwerke von Richard Serra. Im Sommer trifft man sich einfach mit einer Decke auf der Wiese vor dem Bergbaumuseum oder rund um die Jahrhunderthalle
vor eindrucksvollen Bergbau- und Stahlindustriekulissen. Wohlfühl- und Versammlungsorte, deren Schönheit individuelles Empfinden ist – die subjektive Wahrnehmung und Interpretation des Einzelnen –, die die Lebensqualität von Städten entscheidend mitbestimmen können, fernab von institutioneller Stadtplanung.

Denn die Lebendigkeit entsteht in den Leerstellen zwischen den Stadtgebäuden, die nicht für die Verkehrsinfrastruktur genutzt werden, sondern ganz natürlich zu Fuß erreichbar sind. Die Anforderungen daran sind oft ganz einfach: Stufen, Bänke oder Raumgebilde, die zum Sitzen einladen und Schutz vor Sonne oder Regen, offene Blickachsen auf das Geschehen oder einen Überblick und die Möglichkeit zur Kommunikation bieten.

Picknicken vor Industriekathedralen –
der Westpark an der Jahrhunderthalle

Auf einem ehemaligen Eisenhüttengelände rund um den eindrucksvollen Festivalspielort „Jahrhunderthalle“ führen Spazierwege, Rampen, Stege und Brücken durch angelegte Parklandschaften und den von selbst entstandenen Industriewald. Hauptsportarten sind hier im Sommer das Grillen und im Herbst, wenn sich die Farben der Blätter mit der des Rostes der Industriekathedralen vermischen, das Spazierengehen. 

Der hier beginnende Radweg „Erzbahntrasse“ verbindet den Park durch ein Wegenetz mit weiteren Industriedenkmälern und Sehenswürdigkeiten im gesamten Ruhrgebiet.

Überlagerung von Kernfunktionen – die Neugestaltung des Husemannplatzes  

Der Siegerentwurf eines EU-weiten Wettbewerbs für Landschaftsarchitekten möchte mit der Neugestaltung des Platzes einen Aktions- und Beobachtungsraum für alle Gruppen schaffen. Durch die Schaffung zweier „Clouds“ soll die Verbindung zwischen analoger und digitaler Welt erreicht werden. Die „Green Cloud“ wird aus einer bewachsenen, schwebenden Dachkonstruktion entstehen. Die „Blue Cloud“ wird ein digitales Wasserspiel. Sie besteht aus einer Wasserfläche mit einem Durchmesser von etwa zehn Metern und Nebeldüsen, die an heißen Tagen für Abkühlung sorgen. Interaktive Projektoren sollen farbige Lichtbilder auf die Wasserfläche und die Nebelwände malen. Zudem sind attraktive Sitzmöglichkeiten, ein Spielplatz und ein Café geplant.

Der Brunnen des Glücks  

Eine bronzene Fortuna entleert ihr Füllhorn über kleinen Putten, die jeweils einen Ehering, einen Pantoffel, einen Apfel, ein Portemonnaie und eine Seifenblasenschale halten. Glück to go – im Innenhof des Rathauses. Für einen kurzen Ausflug in die Großstadtwerdung Bochums einfach mal kurz durch die drei Rundbögen spazieren.

Ein Ort
mit Strahlkraft.